Fifa 12
Letztes Jahr der Titel, dieses Jahr die Titelverteidigung? Mit welchen Mitteln Electronic Arts mit FIFA 12 erneut die Schale holen will haben wir beim Anspielen in der Allianz Arena herausgefunden.
Oh, wie ist das schön! Mit dem Ende der Bundesliga-Saison beginnt für Fans des Sports die spannende Transferperiode. Hunderttausende Fußballverrückte hängen in der Mittagspause auf entsprechenden Seiten im Internet herum, um das Neueste über ihren Verein und das internationale Geschäft zu erfahren: Welche Spieler verlassen den Club, welche Neuzugänge gibt es? Und wie ist das Kräfteverhältnis in der kommenden Spielzeit? Kurz vor Schließung des Transferfensters der Höhepunkt: Die Bosse schließen die letzten großen Deals ab - wer bringt noch mal einen richtig großen Hammer und wer geht leer aus? Wichtige Angelegenheiten, die die Fußballwelt beschäftigen - und künftig auch Spieler der FIFA-Reihe. Im überarbeiteten Karrieremodus von FIFA 12 steckt euch Electronic Arts nämlich in die Rolle des Managers, der bei ablaufendem Countdown genau diese großen Fische noch an Land ziehen soll. Dramatisch! Und spannend. Aber auch sonst bleibt die Serie nicht stehen, entwickelt sich stattdessen stetig weiter. In der Allianz Arena in München hatten wir Gelegenheit, die Simulation in durchaus passender Atmosphäre schon mal ausführlich anzuspielen. Und wir sind begeistert.
Wenn der wendige und blitzschnelle Robben auf den quirligen Marcel Schmelzer trifft, dann ist ein spannender Zweikampf garantiert. Zumindest wenn die Räume durch die Kollegen eng gehalten werden und der Holländer den Ball nicht an einen Mitspieler abgeben kann. Electronic Arts legt den Fokus von FIFA 12 vor allem auf die Zweikämpfe. Logo, hier gibt es auch die größten Neuerungen. Vor allem was die Kollisionsabfrage angeht, haben die Macher einen guten Job gemacht: Verhakten sich die Modelle der Kontrahenten im Vorjahr noch unschön ineinander, sorgt die »Player Impact Engine« nun dafür, dass die Spieler sich physikalisch korrekt zanken, voneinander abstoßen und auch zu Boden gehen. Voll zur Geltung kommt das in den Zeitlupen-Replays, die wie Superzeitlupen in Fernsehübertragungen wirken: Geht ein Spieler nach einer Grätsche zu Boden, streift er über die Beine des Gegners, patscht dann auf dem Boden auf und dreht theatralisch ein paar Runden auf dem Rasen, bevor er dann mit schmerzverzerrtem Gesicht das linke Knie hält und liegen bleibt.
Durch das situationsabhängige Dribbling kommt noch mehr Abwechslung ins Spiel. Ob der ballführende Spieler die Kugel bei einem Tackling verliert oder nicht hängt von mehreren Faktoren ab: So haben einige Starspieler wie Lionel Messi die Fertigkeit, den Ball und sich selbst über eine Grätsche zu retten und dann weiter zu spielen. Bei anderen Spielern stellt sich auch noch die Frage, wie der Angreifer getroffen wird: Wird er vom Abwehrspieler beispielsweise nur touchiert, kommt er zwar kurz ins Straucheln, kann dann aber (bei entsprechend freier Bahn) seinen Lauf fortsetzen. Wird er hingegen am Knie getroffen, geht er zu Boden und verliert den Ball. In der Defensive kommt es dabei stark aufs richtige Timing an: Verhaut man seine Grätsche, droht nämlich nicht nur der Freistoß für den Gegner, sondern auch der Schiri mit seinem Karton.
Die Zeitlupen und Nahaufnahmen in FIFA 12 sind beeindruckend. Wegen der genannten Animationen, und auch weil es jetzt keines Blickes mehr auf die Rückennummer bedarf, um Spieler zu erkennen. Die sehen ihren Vorbildern nämlich deutlich ähnlicher als noch in FIFA 11 und das sogar bei konstanterer Bildrate, die auch bei großem Gewusel im Strafraum nicht in die Knie geht. Auch das trägt einen Teil zum gewonnenen Realismus bei. Ebenso wie die Neugestaltung der Menüs: Nach Vorbild amerikanischer Sportübertragungen kommen bei der Mannschaftsauswahl zwei gegnerische Spieler ins Bild gelaufen und stehen sich dann majestätisch gegenüber. Das erhöht die Vorfreude auf das Match. Abgesehen davon ist das Menü von FIFA 12 neu strukturiert und übersichtlicher als das durch viele Zusatzelemente aus allen Nähten geplatzte Pendant aus FIFA 11.
Damit FIFA 12 auch während einer Partie wie eine TV-Übertragung anmutet, springen erneut Manfred Breuckmann und Frank Buschmann ein. Zwar konnten wir die beiden beim Anspielen noch nicht in Aktion erleben, wir gehen allerdings davon aus, dass sich der Kommentar nicht sonderlich vom - zumindest in dieser Hinsicht - etwas schwachen Vorgänger unterscheidet. Wir lassen uns aber gern eines Besseren belehren, schließlich haben sich die Beiden für neue Aufnahmen etwa eine Woche lang im Tonstudio eingeschlossen.
Den eingangs erwähnten Managermodus haben die Macher ordentlich aufgebrezelt. Neben der ziemlich gut inszenierten Transferperiode schlagen wir uns als Chef unseres Vereins mit den typischen Manager-Problemen herum: Der eine Spieler fühlt sich benachteiligt, weil er zu lang auf der Ersatzbank hockt, der andere will mehr Geld, und dann ist da noch einer, der unbedingt den Verein Richtung Heimat verlassen will. Spannend sind auch die Reaktionen der Presse: Setzen wir beispielsweise einen gerade genesenen Spieler ein und gewinnen mit ihm das folgende Match, werden wir als Held gefeiert. Verlieren wir, werden wir als »schlechter Taktierer« beschimpft.
Mit dem »Football Club« integriert Electronic Arts ein System, das alle FIFA 12-Spieler miteinander vergleicht - ähnlich wie etwa Bungie.net bei der Halo-Serie. Alle Spiele und Aktionen bringen Erfahrungspunkte, durch die man im Level aufsteigt. Systemintern können wir uns also mit allen Spielern weltweit messen, über die Website des Football Club sogar systemübergreifend. Bestandteil davon ist »Support your Club«: Wählt man beim ersten Start von FIFA 12 seinen Lieblingsverein, werden alle Punkte, die man sich erarbeitet, auch dem Club zugerechnet. Auf diese Weise entstehen Tabellen, die zeigen, welches Team die besten FIFA-Spieler hat.
Bei all den Neuerungen darf man auch das Rechtepaket nicht außer Acht lassen, das Electronic Arts inne hat. FIFA 12 ist ein echtes Lizenzmonster: Mit mehr als 500 lizenzierten Vereinen und damit über 15.000 Spielern ist die Serie seit Jahren erste Wahl für Fußball-Fans. Mit vielen Verbesserungen im Gepäck legt Electronic Arts die Messlatte erneut ein Stückchen nach oben. Die »Player Impact Engine« macht die Zweikämpfe und damit den ganzen Spielablauf dynamischer denn je. Wir fiebern der Verkaufsversion von Fifa 12 und dem unausweichlichen Vergleich mit PES 12 genauso frenetisch entgegen, wie dem Startschuss zur neuen Bundesliga-Saison.