Need for Speed : THE RUN

Need for Speed : THE RUN

Hey, weg da von dem Auto! Jetzt steht doch tatsächlich irgendein Typ vor dem flotten Flitzer, mit dem ich gleich über schneebedeckten Asphalt rasen soll. Aber Moment mal – das ist ja die Hauptfigur! In Need for Speed – The Run liegt der Schwerpunkt nicht nur auf der Straße, sondern auch auf der Story:

Jack ist ein Mann mit Problemen. Großen Problemen. Die Mafia ist hinter ihm her. Und das FBI. Sein Schuldenberg ist höher als der Mount Everest und seine Verzweiflung größer als der Eiffelturm. Denn die Mafiosi drohen, seine Familie zu töten, wenn Jack nicht das Rennen seines Lebens fährt. Einen höllischen Trip quer durch Amerika – von Los Angeles bis nach New York.

Der erste Platz bedeutet alles, der zweite Platz nichts: Nur der Gewinner erhält 25 Millionen Dollar. Geld, das Jack dringend braucht, um seine Familie aus dem mörderischen Würgegriff der Mafiosi zu befreien. Mit durchgetretenem Gaspedal rast ihr in Need for Speed – The Run in eine bessere Zukunft, während euch die Bundesbehörden an der Stoßstange kleben. Und da sind ja auch noch die anderen Teilnehmer an diesem „Cannonball Run“-artigen Rennen durch die Vereinigten Staaten, in deren Adern Benzin fließt und deren Fuß auf dem Gas aus Blei besteht…

n der exklusiven Preview-Session hoch über den Dächern von Paris konnten wir mehrere Strecken anspielen, die den Abwechslungsreichtum von Need for Speed – The Run unterstreichen. Indem ganz Amerika zum Schauplatz spektakulärer Straßenschlachten auserkoren wurde, schicken euch die Entwickler auf den glühend-heißen Asphalt in der sengenden Hitze des Nappa Valleys - oder auf einen Höllenritt zwischen Schnee und Lawinen:

„Keine Durchfahrt – Gefahr!“ Kaum haben wir diese Aufschrift gelesen, zerfetzt ein silberner Audi R8 das Schild und jagt mit Höllentempo über die schneebedeckte Straße. Fluchend springen wir in unseren BMW M3 und jagen ihm hinterher. Aber bereits nach wenigen Metern wird uns klar, von welcher Gefahr auf dem Warnschild die Rede war:

Donnernd schlagen Geschosse in den schneebedeckten Hängen neben dem Asphalt ein, über den wir mit mörderischer Geschwindigkeit hinwegjagen. Die Betreiber des gesperrten Ski-Ressorts wollen dadurch gezielt Lawinen auslösen, um ihre Besucher vor dem weißen Tod zu bewahren. Deshalb war die Straße auch abgesperrt – aber Umdrehen kommt keine Sekunde in Frage. Wir treten das Gaspedal voll durch, während die weiße Wand immer näher kommt. Mit unbarmherziger Wucht prallen die Schneemassen auf die Straße, riesige Eisbrocken versperren uns den Weg und nur durch ein beherztes Ausweichmanöver in letzter Sekunde prallen wir nicht dagegen. Doch nach der Lawine ist vor der Lawine und da dringt bereits ein bekanntes Geräusch an unser Ohr: Die nächsten Geschosse wurden abgefeuert und schlagen im  Hang ein…

Need for Speed – The Run packt den Spieler nicht mit Samthandschuhen an: Jedes Szenario ist mit knallharter Action und fordernden Fahrmanövern vollgepfropft. Erinnerungen an Film gewordene Fahrzeug-Huldigungen wie „The Fast and the Furious 5“, Klassiker wie „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ oder dem über allem schwebenden „Auf dem Highway ist die Hölle los“ werden wach. Need for Speed – The Run verzichtet jedoch auf Komik und inszeniert sich selbst als die klassische Geschichte eines Mannes, der alles daran setzt, seine Familie zu retten. Immer wieder aufkeimende Konflikte mit der Polizei sind dabei obligatorisch

Die Hüter für Gesetz und Ordnung sind in The Run wesentlich aggressiver als in früheren Teilen: Euer virtueller Tod wird billigend in Kauf genommen, wenn sie bei Tempo 180 an eurem Heck kleben und euch in die Leitplanke rammen wollen. Oder wenn ihr in wilden Schlangenlinien vor einem Polizei-Hubschrauber flüchtet, der aus vollen MG-Rohren auf euch feuert. Deeskalation und Diplomatie waren gestern – in The Run seid ihr ganz auf euch allein gestellt. Ob es dem Script gelingt, die immer wieder auftauchenden Schlupflöcher für Jack plausibel und glaubwürdig zu öffnen, wird über das Schicksal der Story entscheiden: Unweigerlich drängt sich die Frage auf, warum es dem FBI nicht gelingen sollte, Jack während seiner Fahrt durch die Vereinigten Staaten zu verhaften.

Filme können zur Beantwortung solcher Fragen auf Kult-Charaktere wie Sheriff Buford T. Justice zurückgreifen, der durch seine vertrottelten Deputys und seinen noch vertrottelteren Sohn in „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ immer die entscheidende Sekunde zu spät kommt, um Burt Reynolds alias Bandit zu verhaften. In einem Spiel würde hingegen die Motivation leiden, wenn ihr nicht permanent auf Scheinwerferhöhe mit euren Gegnern wärt.

Was bislang von der Story zu sehen war, funktioniert aber im Rahmen des Mikrokosmos, den sich Need for Speed – The Run geschaffen hat. Um jedoch wirklich überzeugen zu können, müsste EA einen glaubwürdigen Antagonisten in die Story integrieren, der mehr ist als eine abstrakte Drohung. Ansonsten bleibt die Handlung zu blass und gesichtslos, um mehr zu sein als ein erzählerischer Aufhänger, der euch von Ort zu Ort und von Strecke zu Strecke lotst

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